Balsamum copaivae. Caesalpiniaceae.

Botanical name: 

Kopaivabalsam von Copaifera-Arten.

Bild: Copaifera Officinalis Karte: Copaifera Name: Bálsamum copaivae. Copaivabalsam. Französisch: Baume de Copahu; englisch: Balsam of Copaiba or Copaiva; dänisch: Kopaivabalsam; italienisch: Balsamo copaive; polnisch: Balsam kopajski; russisch: Kopajwskij balzam; tschechisch: Balsám kopaivský.

Namensursprung: Balsamum bezeichnete im Altertum nur den Meccabalsam, nach diesem sind jetzt alle Balsame mit diesem Namen belegt worden. Copaiva wird von dem Worte Copa, das in der Tupissprache Harzsaft bedeutet, abgeleitet.

Botanisches: Die Kopaifera-Arten, von denen achtzehn im tropischen Amerika und acht in Afrika heimisch sind, sind dornenlose Bäume von 10-20 m Höhe. Sie gehören der Unterfamilie der Caesalpiniaceae an. Die Blätter dieser Arten sind paarig gefiedert, ein- bis vieljochig. Die Blättchen, die im durchfallenden Lichte punktiert erscheinen, sind oft unsymmetrisch. Die Blüten bilden rispige oder ährige Blütenstände. Der Kelch hat vier fast klappige Abschnitte, während die Kronenblätter fehlen. Die acht bis zehn Staubgefäße sind kahl. Die Fruchthülse ist einsamig, kurz, fast sichelförmig und lederartig.

Den Kopaivabalsam liefern folgende vier Arten:

Copaifera guyanensis Desfontaines, heimisch in Guyana und im nördlichen Brasilien,

Copaifera jacquini Desfontaines, heimisch in Guyana, Venezuela, Columbien und Panama,

Copaifera Landsdorffii Desfontaines, heimisch in Brasilien, und

Copaifera coriacea Martius, heimisch in den brasilianischen Staaten Bahia und Piauhy.

Die Balsamgewinnung geschieht dadurch, daß man bis ins Mark der Stämme große Höhlungen mit geneigtem Boden schlägt, aus denen der sich ansammelnde Balsam über rinnenförmige Rindenstücke in die Auffanggefäße abläuft. Ein Baum liefert in kurzer Zeit bis zu 50 l Balsam.

Geschichtliches und Allgemeines:

Das erste Mal wird der Kopaivabaum, der den Kopaivabalsam liefert, in dem Manuskript eines Mönches, der von 1570 bis 1600 in Brasilien lebte, erwähnt. Er beschreibt einen großen Baum, der Cupayba genannt würde, und aus dessen Rinde nach einem tiefen Einschnitt viel klares Öl fließe, welches als Medizin sehr geschätzt sei. Die Indianer sollen sich dieses Öles bedient haben, um den Nabel der Neugeborenen vernarben zu lassen und um Starrkrampf und andere gefährliche Infektionen zu vermeiden. Eine nähere Beschreibung des Baumes und der Anwendung geben dann Piso und Marcgraf, die im Jahre 1636 den Herzog von Nassau zu den holländischen Besitzungen nach Brasilien begleiteten. Piso sagt, daß der Baum in Pernambuco und auf der Insel Maranhon wüchse, von wo aus die Droge in größeren Mengen nach Europa gebracht würde. Im Jahre 1763 entdeckte Jacquin die nach ihm benannte Art, und später sind die übrigen, besonders die brasilianischen Arten, durch v. Martius, München, bekannt geworden.

Wirkung

v. Haller (v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 176.) rühmt den Kopaivabalsam als vorzüglichen Wundbalsam, innerlich als vorzügliches Mittel gegen Gonorrhöe, Fluor albus, bei Diarrhöen und Dysenterie, wenn sie ohne Fieber verlaufen.

Als erhitzendes Mittel schildert Hecker (Hecker, Pract. Arzneimittell., 1815, Bd. II, S. 142.) den Kopaivabalsam, der besonders auf Harnwege und Geschlechtsteile wirke, die Diurese steigere und mit Erfolg bei Eiterungen innerer Organe, namentlich der "eiternden Lungensucht", bei Nachtripper, Fluor albus, Bauch- und Hämorrhoidalflüssen, Hydrops, Dysurie, Nierensand und -grieß, bei Lähmungen und äußerlich als regenerationsförderndes Mittel angewandt werde. Als Zeugen des erfolgreichen Gebrauchs bei inneren Eiterungen (bei denen das Geschwür abnahm, während sich im Urin ein eiterartiger Bodensatz zeigte) führt er Fr. Hoffmann, Fuller, Valcarenghi, Monro, Simmers und Lentin an, erwähnt aber auch, daß der Kopaivabalsam Gegner habe, die ihn wegen seiner reizenden, unter Umständen Fieber und Entzündung vermehrenden Wirkung nicht anwendeten.

Als Trippermittel wurde der Balsam auch von Hufeland (Hufeland, Enchir. med., S. 288, 296, 388, 434.) geschätzt.

Clarus (Clarus, Handb. d. spec. Arzneimittell., 1860, S. 1142.) führt die Heilwirkung des Balsams bei Schleimhautentzündungen, besonders der Urogenital- und Respirationsorgane auf seine die Kontraktion der erweiterten Kapillaren vermehrende Wirkung zurück. Nach seinen Ausführungen gibt man ihn fast ausschließlich bei Gonorrhöe, und zwar nach Hunter, Cooper, Lawrence u. a. erst beim Nachtripper, während Anciaux, Riebes, Delpech und er selbst den Balsam schon zu Beginn der Entzündung verordnen.

Auch gegen Hämoptoe der Phthisiker fand Kopaivabalsam Anwendung (Wolff, Dtsch. Klinik 1852, S. 34.). Hardy (Hardy, Bull. de Thér. Mars 1857, S. 30.) will Heilerfolge von innerlichem Gebrauch (3 g, steigend bis zu 6 g) und Bädern bei Psoriasis gesehen haben.

Auch heute noch wendet man - wenn auch in der europäischen Medizin nur in geringem Umfang - den Kopaivabalsam gegen Gonorrhöe und eitrige Bronchitiden an (Wasicky, Lehrb. d. Physiopharm., S. 862.).

Man gibt ½- 1 g in Gelatinekapseln, wobei man aber nicht selten Magen- und Nierenreizung beobachtet. Im akuten Stadium der Gonorrhöe gilt der Balsam als kontraindiziert, da er die Schleimhautreizung vermehrt.

In Brasilien (Guertzenstein, ärztl. Führer durch die brasilian. Pflanzenmedizin, S. 232.) wird er dagegen häufig innerlich gegen Gonorrhöe, gonorrhöischen Rheumatismus, Bronchitis mit übelriechendem Sekret und Cystitis, äußerlich gegen Wunden, Quetschungen, Geschwüre, Ekzeme und andere Hautkrankheiten angewandt.

Der Kopaivabalsam enthält Terpenverbindungen und Harzsäuren, die Hautausschläge, wie Quaddeln, scharlachartige Erytheme, papulöse juckende, vesikuläre und bullöse Ausschläge, Urtikaria, Erythema multiforme und Petechien hervorrufen, wobei allerdings noch nicht feststeht, ob diese durch Verdauungsstörungen verursacht werden oder ob es sich dabei um eine Ausscheidung giftiger Bestandteile durch die Haut handelt (Jaksch, Vergiftungen, i. Nothnagels Spez. Pathol. u. Ther. 1897, Bd. 1; Lewin, Nebenwirkungen d. Arzneimittel, S. 574.). Kopaivabalsam reizt auch die Magendarmschleimhaut, erzeugt Aufstoßen, Magendrücken, Nausea, Vomitus, Koliken, Diarrhöe und Anschwellung von Hämorrhoidalknoten und ruft Leistungsstörungen der Harnwege hervor mit Tenesmus vesicae, Schmerzen beim Harnlassen, Albuminurie, selten Anurie, Prostatitis und Hämaturie. Als Nachwirkung einer sehr langen Kur mit hohen Dosen können Schwäche der Genitalien und Mangel an Libido auftreten. Auch Fieber, Schüttelfrost, Zittern, Muskelschwäche, Kopfschmerzen wurden beobachtet, nach größeren Dosen Lähmungen mit Konvulsion und tetanische Erscheinungen (Lewin, vgl. 8), u. Henke-Lubarsch, Handb. d. spez. Path. u. Hist., Bd. 10, S. 418.).

Neuere Untersuchungen nennen als Inhaltsstoffe des Harzes zwei Resene und verschiedene Harzsäuren: Illurinsäure, β-Metacopaiva-, Homopara-Copaivasäure bzw. Paracopaivasäure (je nach Herkunft).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Balsamum copaivae ist angezeigt bei eitrig-entzündlichen Schleimhautaffektionen der Urogenital- und Respirationsorgane. Einzelindikationen sind: chronische Gonorrhöe, auch Nachtripper und gonorrhöische Komplikationen, Cystitis, Pyelo-Cystitis chronica, Urethritis, Fluor albus und Bronchitis foetida.

Zuweilen wird der Kopaivabalsam auch äußerlich bei Dermatopathien wie Urtikaria, Pemphigus, Lichen, Ulzera, schlecht heilenden Wunden, Scabies und Perniones angewandt.

Als Wechselmittel werden Cubeba und Cannabis sativa bevorzugt.

Angewandter Pflanzenteil:

Verwendung findet der schon von den Eingeborenen Brasiliens als Heilmittel benutzte, aus den Stämmen verschiedener Copaifera-Arten gewonnene Saft, Balsamum Copaivae. Offizinell in allen Staaten.

Dosierung:

Übliche Dosis:
25-30 Tropfen der Tinktur dreimal täglich (auf Zucker nach Hufeland);
10-40 Tropfen der Tinktur (Hager).
0,5-1 g Kopaivabalsam mehrmals täglich in Tropfen oder Kapseln (Franck).

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Als Klysma (nach Hager):

Rp.:
Balsam. copaivae . . . 5-10
D.s.: Mische für 1 Klistier mit Eigelb und Wasser bis auf 200,0.
Rezepturpreis etwa -.61 RM.

Lafayettes Mixtur (nach Potter) (englische Vorschrift gegen Gonorrhöe):

Rp.:
Copaivae Glyceriti vitelli . . . aa 26 Ol.
Cubebae . . . 3,75
Tere et adde Sirupi Menth. pip. . . . 30
Liq. Potassae . . . 15
Cardamomi . . . 7,5
Spirit. Aether. nitrosi . . . 15
Aqu. Menth. pip. q. s. ad . . . 240
D.s.: 3,75-15,0 pro dosi.
Rezepturpreis etwa 3.48 RM.

Als Antigonorrhöikum (nach Hecker):

Rp.:
Balsami copaivae . . . 3,75
Gummi arabici . . . 1,85
Aquae foeniculi . . . 120
M.d.s.: Alle 2 Stunden 1 Eßlöffel voll.
Rezepturpreis etwa 1.53 RM.

Bei Cystitis (nach Rost-Klemperer):

Rp.:
Balsami copaivae Terebinthinae . . . aa 2
Magnesiae ust. q. s. ut f. pil. Nr. XXX. Consp. Cinnamomi.
D.s.: Dreimal täglich 3-5 Stück.

Bei chronischer Gonorrhöe (F.M.B.):

Rp.:
Bals. copaiv. Tinct. arom. . . . aa 15
D.s.: Dreimal täglich 20-30 Tropfen.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.