Kalmia. Berglorbeer. Ericaceae.
Name: Kálmia latifólia L. Berglorbeer, Amerikanischer Lorbeer, Lorbeerrose. Französisch: Kalmie; englisch: American laurel, calicobush, ivy, lambkill, mountain laurel, spoonwood, spoonbunch.
Namensursprung: Die Gattung erhielt ihren Namen nach Peter Kalm (Professor der Naturwissenschaften in Abö, 1715-1779); latifolia = breitblätterig.
Botanisches: Der bis 1 m hohe Strauch ist im östlichen Nordamerika beheimatet. Seine kleinen Laubblätter sind stumpf eiförmig, und die rötlichen Blüten stehen in blattachselständigen Scheinwirteln. Wie alle Ericaceen bevorzugt auch diese Art einen nährstoffarmen, sauren Boden. Kalmia latifolia ist seit 1807 im Kirchhorster und im Altwarmbüchener Moor, nördlich von Hannover, eingebürgert. Anscheinend sind ihre schmackhaften Samen durch Vögel dorthin verschleppt worden.
Geschichtliches und Allgemeines:
Pferden soll der Genuß der Pflanze sehr schädlich sein, während Hirsche und Fasanen sie vertragen sollen. In Nordamerika heißt die Pflanze, weil sie häufig tödliche Vergiftungen von Rindern und Schafen bewirkt hat, auch "lambkill". Die Indianer sollen sie als Mittel zum Selbstmord benutzen. Tödliche Vergiftungen sollen auch durch Verwendung der Pflanzen zu Getränken vorgekommen sein. Das Fleisch der Vögel, welche die Früchte im Winter fressen, soll sehr giftig sein. Barton berichtete, daß man in Pennsylvanien in der Nähe von Philadelphia beobachtete, daß die Bienen aus den Blumen der Kalmia latifolia einen ebenfalls giftigen Honig sammelten.
Wirkung
Die Blätter werden in Nordamerika als narkotisches und adstringierendes Mittel gegen Diarrhöe, Exantheme, Syphilis und Psoriasis gebraucht (Dragendorff, Die Heilpflanzen d. versch. Völker u. Zeiten, S. 507.).
In der Homöopathie (Hughes-Donner, Einf. i. d. hom. Arzneimittell., S. 149; Stauffer, Hom. Taschenb., S. 247.) wird Kalmia vorwiegend bei Rheumatismus mit Herzaffektionen und Neuralgien verwendet.
Nach Loben (Loben, Hippokrates 1935, S. 412.) ist es ein recht brauchbares Mittel bei den akuten und subakuten Myokarditiden, bei Endokarditis vor allem dann, wenn Schmerzen in der Herzgegend, der linken Brustseite und im linken Arm auftreten.
Mezger (Mezger, Allgem. hom. Ztg., Oktober 1935, S. 239.) gibt Kalmia latifolia D 2 bei Arthritis deformans des Kniegelenkes, gegebenenfalls im Wechsel mit Hedera, Kalium carbonicum und anderen Mitteln.
Die Blätter enthalten Andromedotoxin ((Vgl. 1).), das Spasmen, Salivation, Vomitus und Lähmung des Atemzentrums hervorruft (!X!), und Arbutin (Kemedy, Amer. Journ. Pharm. 1875, S. 5.).
Zur Wertbestimmung kann man sich der Bestimmung von Arbutin bedienen. Es wurden in der Droge 0,7% Arbutin und in der Tinktur 0,126% gefunden. Eine Spaltung des Glykosids in Hydrochinon und Glukose konnte bei Kalmia im Gegensatz zu allen anderen Arbutin führenden Zubereitungen wie Chimaphila, Erica, Gaultheria proc. usw. nicht festgestellt werden (Nach eigenen Untersuchungen; vgl. auch Kuhn u. Schäfer, Dtsch. Apoth.-Ztg. 1935, Nr. 50, S. 1800.).
Nach neueren Angaben enthalten die Blätter auch noch Pectin und ein durch Emulsin spaltbares Glykosid, das mit dem Asebotin identisch ist (Wehmer, Pflanzenstoffe, 1931, S. 910.).
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Kalmia ist vorwiegend bei akutem, aber auch bei subakutem, wanderndem Rheumatismus mit Herzaffektionen+) zu berücksichtigen. Es wird im wesentlichen nur von der Homöopathie angewandt. Einzelindikationen sind: Chronische Herzleiden, Decompensatio cordis, Peri- und Endokarditis (hier im Wechsel mit Spigelia), Ödeme, ferner Anginapectoris (Bernotat konnte eine 40jährige Patientin durch Kal'!X!mia D 3 im Wechsel mit Essentia aurea "Madaus" heilen), Herzneurosen und Herzklopfen reagieren günstig auf das Mittel. Bei Herzmuskelschwäche oder Entartungszuständen des Herzmuskels wird von Holtz, Senftenberg, das Oligoplex im wöchentlichen Wechsel mit Crataegus Oligoplex sehr gelobt, während Taller, Ronsperg, bei hypertonischen Herzbeschwerden im Zusammenhang mit Nephrolithiasis das Kalmia Oligoplex im Wechsel mit Rubia tinctorum erfolgreich anwandte. Neuralgien, Reißen über und unter den Augen, Steifheit der Lider, Ptosis, Formikationen und Taubheitsgefühl, endlich Gicht können außerdem günstig von dem Mittel beeinflußt werden, das auch vereinzelt bei Gastropathien, Darmkatarrh und Hautausschlägen genannt wird. Bewährte Wechselmittel sind u. a.: Spigelia, Cactus grandiflorus, Digitalis, Rhus toxicodendron, Crataegus Oligoplex und Aconitum.
+) Beispiel für die Anwendung: (Nach Mezger, "Biologische Heilkunst" 1933, Nr. 33, S. 514.)
Eine 54jährige Haushälterin leidet seit vielen Jahren an Herzmuskelschwäche, wofür sie schon häufig Digitalis verordnet bekam. 1930 wurde in beiden Knien Arthritis deformans festgestellt, dort hat sie z. Z. keine Beschwerden, dafür aber um so mehr in beiden Armen, von den Schultern bis zu den Handgelenken vor. Letztere sind deutlich angeschwollen. Die Schultergelenke krachen nicht selten bei Bewegung. Wenn sie im Haushalt arbeitet, bekommt sie regelmäßig Herzklopfen, das sie abends im Bett belästigt und am Schlaf hindert. RR. 120/75. Der Blutdruck soll früher erhöht gewesen sein. Herztätigkeit regelmäßig. Sie bekommt Kalmia D 2 dreimal täglich 5 Tropfen. Nach vier Wochen meldet sie eine entschiedene Besserung des Herzklopfens und besonders auch der Gelenkschmerzen. Nach zweimonatiger Behandlung kann sie erheblich mehr leisten. Nur nach sehr anstrengenden Arbeiten, wie Wäsche und Frühjahrsputzerei, bekommt sie Schmerzen in den Armen und am Herzen, im übrigen ist sie völlig beschwerdefrei.
Angewandter Pflanzenteil:
Dragendorff, Stauffer, Clarke und Allen lassen zur Bereitung der Tinkturen die frischen Blätter verwenden.
Das HAB. nennt ebenfalls die frischen Blätter (§ 3). Diese werden auch zur Herstellung des "Teep" verwendet.
Dosierung:
- Übliche Dosis:
In der Homöopathie:Ø bis dil. D 3, dreimal täglich 10 Tropfen.
Maximaldosis:Nicht festgesetzt.
Verträglichkeitsprüfung am Gesunden:
7 Prüflinge nahmen auf meine Veranlassung Kalmia "Teep" D 1 (dreimal 2 Tabletten). Bei einem Prüfling wurde Gesichtsreißen, das eine halbe Stunde nach dem Einnehmen auftrat und am Abend wieder verschwand, verursacht.
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.