Linum catharticum. Wiesenlein, Purgierkraut. Linaceae.
Name: Línum cathárticum L. (= L. diversifolium Gilib., = Cathartolinum pratense Rchb.). Purgier-Lein, Wiesen- oder Berg-Lein. Französisch: Lin sauvage purgatif; englisch: Purging flax, mountain flax, fairy flax; italienisch: Lino purgativo, lino cathartico, savonina; dänisch: Vild hör; litauisch: Linas pievinas; schwedisch: Vildlin; tschechisch: Len lučni; ungarisch: Békalen.
Weiteres Vorkommen: Nordafrika, Kanarische Inseln.
Namensursprung: Im Gattungsnamen Linum finden wir das urverwandte griechische λ_νον (línon), das lateinische linea sowie das keltische lin = Faden mit Bezug auf die Faser wieder; catharticus steht im Zusammenhang mit χαθα_ρειν (kathaírein) = rein machen, säubern und soll die abführende Wirkung der Pflanze kennzeichnen. Der deutsche Name Lein ist ein Lehnwort aus Linum
Botanisches: Die ein- oder zweijährige, 5-30 cm hohe Pflanze ist weit über Eurasien und Nordafrika verbreitet. Der einfache Stengel ist mit wenigen länglich-verkehrt-eiförmigen Blättern versehen und trägt seine weißen Blüten in rispigen Winkeln. Der Wiesenlein zeigt eine außerordentliche Anpassungsfähigkeit an die verschiedensten Standorte. Er gedeiht an sonnigen wie an schattigen, an trockenen wie an feuchten Standorten. Sogar in Laubwäldern ist er noch anzutreffen. In den Gebirgen scheint er allerdings auf Kalkböden höher hinaufzusteigen als auf Silikatunterlage. Blütezeit: Juni bis August.
Geschichtliches und Allgemeines:
Linum catharticum gehört zu den Arzneipflanzen, deren Heilkräfte erst in neuerer Zeit Verwertung gefunden haben. Die erste botanische Beschreibung finden wir bei Thal (Sylvia Hercynia 1588), der das Pflänzchen unter dem Namen Linokarpos aufführt, doch scheint ihm die abführende Eigenschaft unbekannt geblieben zu sein. Später bemühte sich u. a. auch Linné um die Einführung der. Pflanze in die Heilkunde. Sie wurde in Pulverform oder im Aufguß mit Wein verordnet.
Wirkung
Von Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 117.) wird die Pflanze als erweichendes, Geschwulst zerteilendes Mittel angeführt. Sie enthält Linin (Kownacki, über Linum cath., Dorpat 1893.), das kräftig abführend wirkt. In größeren Dosen erregt der Purgierlein Brechen (Schulz, Wirkg. u. Anwendg. d. dtsch. Arzneipfl., S. 197.). Im Volke wurde er früher als Purgans und Diuretikum bei katarrhalischen und rheumatischen Erkrankungen, auch bei Aszites und Leberleiden gegeben (Vgl. 3).).
In der Homöopathie (Heinigkes Handb. d. hom. Arzneiwirkungsl., S. 383.) wird Linum catharticum angewandt bei Diarrhöen, Hämorrhoiden, Bronchialkatarrh und Amenorrhöe.
Nach neueren Angaben ist das aktive Prinzip der Pflanze ein amorphes Glykosid Linarin (Wehmer, Pflanzenstoffe, I, 1929, S. 596.).
Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):
Dänemark, Litauen, Ungarn: Als Abführmittel.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Linum catharticum ist ein sicheres Purgans und Emetikum, das als Ableitungsmittel auf den Darm auch bei Aszites und Anasarka verordnet wird. Indikationen auf homöopathischer Basis sind: Bronchialkatarrh, Amenorrhöe, Hämorrhoiden und Diarrhöe.
Bei Heuschnupfen wird Linum catharticum D 3 im Wechsel mit Lobelia inflata D 6 und Aralia racemosa D 3 gelobt.
Angewandter Pflanzenteil:
Das ganze, blühende Pflänzchen wird verwendet, wie v. Haller, Geiger, Dragendorff, Heinigke und Schulz angeben. Das HAB. gibt zur Bereitung der Essenz die frische Pflanze ohne Wurzel an (§ 3). Das "Teep" wird aus frischen, blühenden Pflanzen mit Wurzeln bereitet. Sammelzeit: Juni bis August.
Dosierung:
- Übliche Dosis:
In der Homöopathie:dil. D 3, dreimal täglich 10 Tropfen.
Maximaldosis:Nicht festgesetzt.
Rezepte:
Bei Aszites und Anasarka:
- Rp.:
1 Teelöffel voll wiegt 2,4 g. Auf Grund dieser Ergebnisse ist es zweckmäßig, den Tee heiß unter Verwendung von etwa 1 Teelöffel voll auf 1 Teeglas anzusetzen.).
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.