Lycopus virginicus. Wolfsfuß. Labiatae.

Botanical name: 

Name: Lýcopus virgínicus L. Virginischer Wolfsfuß. Französisch: Marrube de Virginie; englisch: Bugle-weed, Virginia horehound, gipsey weed, American archangel, sweet bugle; dänisch: Svärteväld; norwegisch: Klourt; tschechisch: Karbinec virginský.

Namensursprung: Der Gattungsname Lycopus, zusammengesetzt aus dem griechischen λ_χος (lýkos) = Wolf und πο_ς (pus) = Fuß ist eine von Tournefort gebildete Übersetzung der neuzeitlichen Namen.

Botanisches: Die bis 1 m hohe Staude mit ebensolangen Bodenausläufern ist an stehenden und langsam fließenden Gewässern Nordamerikas anzutreffen. Die kleinen Blüten sitzen in 10 bis 20 fast kugeligen, dichtblütigen Scheinquirlen. Die Blätter sind eiförmig-lanzettlich. An nassen Standorten sind die unteren vielfach fiederspaltig. Lycopus vermag sowohl in tieferem Wasser zu vegetieren, als auch an trockenen Ruderalorten. Die nichtblühende Wasserform geht aber bei sinkendem Wasserstand in die sparrig-ästige und blühende Landform über. Im Herbst schiebt die Pflanze die auf den Ausläufern gebildeten Blüten unter die Erde, wo eine Selbstbefruchtung und die Fruchtbildung stattfindet. Blütezeit: Juli bis September.

Geschichtliches und Allgemeines:

Die europäische Verwandte Lycopus europaeus wurde früher viel als Fiebermittel angewendet, ist jetzt aber ganz in Vergessenheit geraten. In der homöopathischen Literatur wurde L. virginica zuerst im Jahre 1855 erwähnt.

Wirkung

Die ätherisches Öl, Gerb- und Gallussäure enthaltende Pflanze wird in Nordamerika als Adstringens und Styptikum (Dragendorff, Die Heilpfl. d. versch. Völker und Zeiten, S. 583.) und als arterielles Sedativum (Hughes-Donner, Einf. in die hom. Arzneimittell., S. 160.) gebraucht.

Rafinesque (Zit. bei Clarke, A Diction. of Mat. Med., Bd. II, S. 348.) empfahl sie als Digitalisersatz, da sie den Vorteil hätte, nicht giftig zu sein, ferner gegen Hämoptyse.

Als Digitalisersatz kommt sie nicht in Frage, da nach meinen Untersuchungen 1 ccm der Tinktur weniger als 10 Froschdosen enthält. Trotzdem ist sie ein ausgezeichnetes Herztonikum.

Auch in der Homöopathie wird sie als Herzmittel, und zwar besonders bei Basedow, gelobt ((Vgl. 2); (3); Stauffer, Klin. hom. Arzneimittell., S. 459.). Nach Stauffer ((Stauffer, vgl. 4).), der auch die Urtinktur zweibis dreimal täglich 5 Tropfen verordnet, handelt es sich jedoch nicht um eine rein homöopathische Wirkung. Er nennt sie ein nicht zu unterschätzendes Herztonikum, das ohne kumulative Wirkung längere Zeit gegeben werden kann.

Vollmer (Vollmer, Naunyn-Schmiedebergs Arch. f. ex. Path. u. Pharm., 1934, Bd. 176, H. 2/3, S. 212.) stellte fest, daß der Gerbstoffgehalt bei Lycopus virginicus 10% überschreitet.

Die Pflanze enthält außerdem ein Glykosid "Lycopin" (Wehmer, Pflanzenstoffe I, 1931, S. 1078.).

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Lycopus ist ein Spezifikum bei Morbus Basedowii, wenn Neigung zu Tachykardie besteht+). Hier ist es wohl unser bestes Heilmittel. Gelobt wird das Mittel auch bei anderen funktionellen Herzkrankheiten, beschleunigtem Puls, Herzklappenfehlern mit Kompensationsstörungen, Hypertrophie nach Überanstrengung, Endo- und Perikarditis, weicher Schilddrüsenschwellung, Struma, insbesondere bei den dabei auftretenden Herzstörungen durch Jodvergiftung, Palpitatio cordis, Herzschwäche mit Unruhe und Angstgefühl und Schlaflosigkeit.

Außerdem ist es angezeigt bei Tuberkulose mit Hämoptoe, Ikterus mit Leberschwellung und gleichzeitiger Diarrhöe, Hämorrhoidalblutungen und Nephropathien wie Morbus Brightii.

Als Wechselmittel werden Spongia, Jodum und Belladonna genannt.

+) Beispiel für die Anwendung: (Nach Volk, "Hippokrates" 1930, Heft 5/6.)

Leichte Struma, früher ohne Beschwerden, jetzt schwillt der Hals öfters an, schon bei leichten Anstrengungen Herzklopfen, zum Teil mit Erbrechen, Herz, Puls ohne Befund. - Auf Lycopus virginicus Ø dreimal 8 Tropfen, nach einem Monat kein Herzklopfen, kein Erbrechen, nunmehr Spongia D 3 fünfmal 5 Tropfen, worauf sich nach einem Monat auch die Struma verkleinert.

Angewandter Pflanzenteil:

Zur Herstellung der Tinkturen lassen Allen, Clarke, Heinigke und Stauffer die frische, blühende Pflanze verwenden. Das HAB. läßt zur Gewinnung der Urtinktur die frische, blühende Pflanze ohne Wurzel verwenden. Aus dieser wird auch das "Teep" hergestellt.

Dosierung:

Übliche Dosis:
1 Tablette del Frischpflanzenverreibung "Teep" drei- bis viermal täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Herb. Lycopii virg.)

In der Homöopathie:

dil. D 1-2.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.