Pyrethrum roseum. Compositae.

Botanical name: 

Name: Pýrethrum róseum bzw. Chrysánthemum róseum Weber et Moor (= Pyrethrum carneum Bieb., = C. roseum Lindley non Bieb., = P. coronopifolium Willd., = P. hybridum hort.) und Chrysanthemum Marshallii Aschers. (= Pyrethrum roseum Bieb. non Weber et Moor).

Verbreitungsgebiet: In Europa angebaut.

Namensursprung: Erklärung zu Pyrethrum siehe Pyrethrum (Deutsche Bertramswurzel); roseum = rosenrot.

Botanisches: Beide obengenannten Arten kommen als Lieferanten von echtem Insektenpulver in Betracht. Nach Hegi ist Chrysanthemum Marshallii Aschers. eine Rasse mit doppelt fiederschnittigen Blättern. Beide haben rosenrote bis fleischfarbene oder purpurne (auch weiße) Strahlblüten, besitzen Köpfe von 6,5 bzw. 4,5 cm Durchmesser, stets schwarz gesäumte Hüllblätter und neun- bis zehnrippige Früchte. Die Heimat ist der Kaukasus, Persien und Armenien, wo C. roseum bis 2900 m aufsteigt, während C. Marshallii nur bis 2000 m geht. Beide sind bereits 1818 als Zierpflanze bekannt gewesen. Beide Sippen sind in zahlreichen Kulturrassen verbreitet und werden besonders in Frankreich, Algerien und Kalifornien im großen angebaut.

Geschichtliches und Allgemeines:

Erst im Jahre 1844 wurde bekannt, daß die Blüten dieser Pflanze, schnell getrocknet und pulverisiert, das dalmatinische oder persische Insektenpulver liefern das durch Zacherl (Tiflis) als "Zacherlin" über den Wiener Markt schnell die Welt eroberte. Die heute im Handel befindlichen insektentötenden Patentmittel stellen flüssige Auszüge aus diesen Blüten dar. Das aus den Blüten destillierte Öl ist jedoch unwirksam. Hingegen sollen zwei in der Blüte enthaltene Ester, die Pyrethrine, die wirksamen Stoffe darstellen. Sie sind spezifische Nerven muskelgifte für Fische und Insekten. Die Wertbestimmung erfolgt durch Versuche, wobei eine mit gutem Pulver bestäubte Fliege im Laufe von 2-3 Minuten absterben muß. Das Pulver ist jedoch gegen Käfer und anscheinend auch gegen Ameisen völlig unwirksam, jedoch sehr wirksam gegen Raupen, Blatt- und Blutläuse sowie Läuse und Flöhe.

Wirkung

Staudinger und Ruzicka (Staudinger u. Ruzicka, Helvet. chim. Acta, 7, 177 u. 377, 1924.) prüften die Einwirkung der wirksamen Körper von Flores Pyrethri, die sogenannten Pyrethrine, bei ihrer Einwirkung auf den Kalt- und Warmblüter. Bei der Berührung mit dem Blute und dem Sekrete des Warmblüters und dessen lebendem Gewebe werden die Pyrethrine leicht verseift, dabei verlieren sie ihre Giftigkeit. Säugetiere sterben erst nach intravenöser Injektion hoher Dosen, z. B. Hunde nach 6-8 mg pro kg Körpergewicht. Ebenso wie die Pyrethrine alle Insekten, darunter auch die Mottenbrut, vernichten, so werden auch alle Räudemilben leicht abgetötet. Auch Blutegel und Regenwürmer sind sehr empfindlich. Das führte zur Prüfung gegen Askariden. In der Tat lassen sich durch eine Aufschwemmung oder in Form von Pillen (5-10 mg pro Tag für Kinder an drei aufeinanderfolgenden Tagen, für Erwachsene das Doppelte) die Würmer abtöten. Auch bei Oxyuren wurden mehrere Kuren durchgeführt. Die am Anus austretenden Parasiten werden mit einer Salbe von 0,01% Pyrethrin abgetötet. Staudinger und Ruzicka beschreiben auch eine Untersuchungsmethode, das Pyrethrin schnell quantitativ zu bestimmen.

J. Chevalier (Chevalier, Presse médicale 1931, Nr. 98, S. 1812.), A. Lemaire und O. Gaudin (Lemaire et Gaudin, Presse médicale 1931, Nr. 93, S. 1718.) fanden, daß tierische Hautparasiten wie die Sarkoptes-Milben innerhalb einer halben Stunde in einer Pyrethrinemulsion 1 : 50 000 sterben. Wäßrige alkoholische Emulsionen, Seifenemulsionen und Fettpräparate waren unwirksam. M. Anglade, O. Gaudin, R. Arcony (Anglade, Gaudin et Arcony, Bulletin des Sciences pharmacologiques 1933, Bd. 39, S. 23.) und E. Perrot (Perrot Em., et O. Gaudin, Bull. Sci. pharmacol., 40, 7-13, 1933; Perrot, Em., O. Gaudin et M. Rondeau du Noyer, Bull. Sci. pharmacol., 40, 13-19, 1933.) empfehlen die Pyrethrine zur Behandlung der Oxyuriasis, zur Bekämpfung von Trichocephalus, Askaris, Ankylostoma, Taenia und Lamblia intestinalis (bei diesen Parasiten sah Levent (Levent, Gazette des hôpitaux de Paris 1932, 24. Febr.) jedoch keinen Erfolg). Interessant waren die Nebenbeobachtungen. Die Hämorrhoiden bildeten sich zurück, etwa im Stuhl vorhandenes Blut verschwand und auch Hauterscheinungen heilten ab. Man gab dann auch die Pyrethrine gegen Würmer des Hundes und des Schweines, den Rotwurm des Geflügels und bei der Wurmbronchopneumonie des Rindviehs mit gutem Erfolg, dagegen gelang es nicht, auch das Distomum hepaticum mit Pyrethrinen abzutöten.

Nach Rebrassier (S. E. Sweitzer and J. W. Tedder, Brit. med. Journ. 1936, I, S. 36.) genügen zur Behandlung der Askaridiasis der Hühner (Asciridia lineata) 0,2 g Pyrethrumblüten, sofern diese einen Gehalt von 0,8% Pyrethrin haben.

S. E. Sweitzer und J. W. Tedder (S. E. Sweitzer u. J. W. Tedder, Brit. med. Journ. 1936, I, S. 36.) empfehlen gegen Skabies die Anwendung einer 0,75% Pyrethrin enthaltenden Salbe. Nach sorgfältiger Reinigung der Haut mit Abseifung reibt sich der Patient wiederholt ein. Manche Fälle müssen längere Zeit behandelt werden, im allgemeinen genügen 5-7 Tage.

Perrot und seine Mitarbeiter (Vgl. 5.) fanden, daß die Mortalität der Schafe durch Wurmerkrankungen wie z. B. durch Moniezia, Trichocephalus affinis und Chabiertia sich bei Anwendung von Pyrethrinen von 70% auf 1,5% herabsetzen läßt.

Zur Bekämpfung des Traubenblatthüpfers wird in Kalifornien ein Pyrethrum-ölspritzmittel verwendet (Lamiman, California agric. Extens. Service Circ., 72, 1933 (C. Z. 1933).).

Pyrethrum kommt im Weinbau in erster Linie zur Heu- und Sauerwurmbekämpfung in Frage, aber auch gegen den Traubenwickler und Springwurm (Sprengel, Weinbau u. Kellerwirtschaft, 12, 32-34, 16. 2. 1933.).

Nach Stachelin (Stachelin, Heil- u. Gewürzpflanzen, Bd. IX, 1927, S. 36, Schweiz. Weinbauversuchsstation Lausanne.) können mit einer Pyrethrumseifenlösung 60-80% der Räupchen der Traubenwickler vernichtet werden.

Gnadinger und Corl (Gnadinger, C. B., and C. S. Corl, J. amer. chem. Soc., 52, 680, 684, 1930; J. amer. chem. Soc., 52, 3300-3307, 1930.) fanden, daß der Pyrethringehalt erst nach Auftreten von Knospen in der Pflanze nachweisbar wird. Er ist am größten in der geöffneten Blüte und steigt mit dem Alter der Pflanze auch in den Blüten an. Offene Blüten enthalten zweimal soviel Pyrethrin wie geschlossene.

Bei der Prüfung der insektiziden Kraft wurde festgestellt, daß neben dem Pyrethrin I noch ein sogenanntes Pyrethrin II in der Pflanze vorhanden ist, welches an Wirkung um 20% schwächer ist. Am isolierten Kaninchendarm bewirkten nach Perrot (Vgl. 5.) die Pyrethrine in einer Verdünnung bis zu 1 : 1 000 000 eine Herabsetzung des Tonus und Hemmung der Bewegung. Gibt man Pilocarpin vorher, so ist die Wirkung langsamer. Gibt man dagegen Pyrethrin zuerst und dann Pilocarpin, so zeigt sich nur ganz geringe Wirkung.

Werden die gemahlenen Blüten der Luft und der Sonne ausgesetzt, so tritt ein rasches Absinken des Gehaltes an Pyrethrin I ein, wie Tattersfield und Martin (Tattersfield, F., and J. T. Martin, J. agricult. Sci., 24, 598-626, 1934.) zeigten. Der Pyrethrinverlust war nicht so groß bei Aufbewahrung in geschlossenen Gefäßen. Gemahlene Pulver sind nicht so haltbar wie ungemahlene. Der Zusatz von Tannin oder Hydrochinon zu einem Gemisch von Talkum und gemahlenen Pyrethrumblüten verhinderte teilweise die Zersetzung durch Luft und künstliche Belichtung (F. Tattersfield and Martin, J. T., Ann. appl. Biol., 21, 670-681, 1934.). Diese Zusätze stören die insektizide Wirkung nicht. Der Gehalt der Pyrethrumpflanzen an Pyrethrin I war bei den Kulturen auf schweren, gedüngten und leichteren Böden derselbe. In den Pyrethrumblüten ist 90% des Pyrethrins in den Ovarien lokalisiert. Starke Unterschiede zwischen Winter- und Sommertemperatur wirken günstig auf die Blütenentwicklung. Wilcoxon (Wilcoxon, Frank, Cont. ib. Boyce Thompson Inst., 8, 175-181.) beschreibt noch eine neue Bestimmungsmethode für das Pyrethrin I.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Pyrethrum roseum kann gegen die verschiedensten Parasiten der Haut und des Darmes bei Menschen und Tieren angewendet werden, vgl. Wirkung.

Äußerlich wird die Tinktur zur Wundspülung, gegen Panaritien (zur Schmerzstillung und beschleunigten Reifung), Erysipel und erysipelartige Krankheitserscheinungen benutzt.

Angewandter Pflanzenteil:

Als Flores Pyrethri werden die vor dem vollkommenen Aufblühen gesammelten und sorgfältig getrockneten Blütenkörbchen verwendet (Thoms, Hager). Das "Teep" wird aus den frischen Blütenkörbchen gewonnen.

Dosierung:

Übliche Dosis:
4-6 Tabletten der Frischpflanzenverreibung "Teep" täglich.
(Die "Teep"-Zubereitung ist auf 50% Pflanzensubstanz eingestellt, d. h. 1 Tablette enthält 0,125 g Flor. Pyrethri oder bei einem Gehalt von 0,8% Pyrethrin I und II [auf gleiche Teile berechnet] in der trocknen Pflanze 1 mg Pyrethrin I und II.)

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.