Satureja hortensis. Bohnenkraut. Labiatae.
Name: Saturéja horténsis L. (= S. viminea Burm. non L., = Clinopodium hortense O. Kuntze, = Thymus cunila E. H. L. Krause) Bohnenkraut, Pfefferkraut, Weinkraut, Kölle, Fähnrich (Tirol). Französisch: Sariette, savourée, sadrée; englisch: Savory; italienisch: Santoreggia, santureggia, savoreggia, cunilia, coniella; dänisch: Sar; polnisch: Czyściec; russisch: Czabier; tschechisch: Saturej zahradni.
Verbreitungsgebiet: Im übrigen Mittelmeergebiet, in Mitteleuropa, Westasien, Ostindien, Kapland und Nordamerika eingebürgert und verwildert.
Namensursprung: Satureja wahrscheinlich von σατ_ριον (satyrion) nach den Waldgöttern, den Satyrn genannt; hortensis = im Garten wachsend. Bohnenkraut, weil es zum Würzen der Bohnen verwendet wird.
Volkstümliche Bezeichnungen: Fleischkräutchen (Nassau), Hüahlaskraut (Unterfranken), Gökerleskraut (Henneberg), Wurstkrud (Lübeck), Worstkreidch (Hunsrück), Suppenkräutchen (Hessen), Schmecket (Baden), Pfefferkraut (Nordböhmen), Satteri (Unterfranken). Sataran (Oberfranken), Zaderey, Saderei, Satrei (bayrisch-österreichisch).
Botanisches: Die eigentliche Heimat des einjährigen Gewürzkrautes sind die Länder am Schwarzen Meer und am östlichen Mittelmeer, es ist jetzt aber in ganz Mitteleuropa, West- und Ostasien und Nordamerika eingebürgert, zum Teil verwildert. - Die stark aromatischen Sprossen sind mit kurzen Gliederhaaren und zahlreichen großen Drüsenschuppen bedeckt, meist violett überlaufen. An den Knoten der unten verholzenden Stengel zweigen die buschigen Äste ab, die schmale, spatelige, ganzrandige Blätter tragen. Aus den blattachselständigen Blüten mit lila, rosa oder weißer Blumenkrone entstehen eiförmige grünlichbraune Nüßchen. - Die recht wärmebedürftige Pflanze liebt lockeren, nährstoffreichen Boden und siedelt sich gern auf felsigen Hängen und Geröllhalden des Mittelmeergebietes an. In Mitteleuropa, wo sie kultiviert wird, verwildert sie leicht auf Äckern und Bahndämmen. Blütezeit: Juli bis Oktober.
Geschichtliches und Allgemeines:
In Griechenland ist Satureja hortensis wohl nicht kultiviert worden. Dagegen wurde die Pflanze in Mitteleuropa schon im 9. Jahrhundert angebaut und war besonders häufig in Klostergärten zu finden. Sie wurde sowohl als Gemüseals auch Heilpflanze geschätzt. Auch stand sie im Rufe, aphrodisierende Eigenschaften zu besitzen.
Wirkung
Bei Lonicerus (Lonicerus, Kreuterbuch, 1564, S. 195 D.) gilt das Bohnenkraut als Expektorans, als ohnmachtwidriges, leber-, magen- und uterusreinigendes Mittel, das als Umschlag auch Gichtschmerzen heilen, Schwangeren aber schädlich sein soll.
Als appetitanregendes, verdauungsförderndes Mittel, als Karminativum, Aphrodisiakum und Emmenagogum wie auch gegen Koliken und Gliederlähmungen wird das Bohnenkraut von Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 249) gerühmt.
Auch v. Haller (v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 1206) führt die stomachische, karminative, diuretische und die tonisierende Wirkung auf den Uterus an.
Nach Weinmann (Weinmann, J., Phytanthoza iconographia, Regensburg 1745, Bd. IV, S. 273.) findet es außerdem noch äußerliche Anwendung gegen Ohrenschmerzen.
In der Folgezeit hat sich die Anwendung des Bohnenkrautes nur in der Volksmedizin gehalten, die es als schweißtreibend, verdauungsfördernd, nervenstärkend, bei Katarrhen und Wurmleiden gebrauchte (Dinand, Handb. d. Heilpfl.-Kunde, S. 181.). In Schlesien wendet man es vorwiegend als Stopfmittel an (Vollmer u. Matzner, M. m. W. 1934, Nr. 33, S. 1269.).
Neuerdings hat sich die pharmakologische und klinische Forschung des Bohnenkrautes wieder angenommen und recht gute Resultate erzielt. So konnte Schultzik (Schultzik, M. m. W. 1933, S. 1824.) in klinischen Versuchen die stopfende Wirkung der Satureja bestätigen, die
Vollmer und Matzner (Vgl. 5.) auch im Tierversuch feststellten. Sie verabreichten gesunden Mäusen per os Satureja-Infus 1 : 100, den Kontrollmäusen 0,5 ccm Wasser. In den der Verabreichung folgenden 6 Stunden entleerten die Kontrolltiere durchschnittlich 16,8, die Infus-Tiere 7 Kotkügelchen. Das Trockengewicht der Fäzes betrug je Kontrolltier durchschnittlich 0,0891 g, je Infus-Tier 0,0312 g. Da die aus der Droge isolierten Schleimstoffe und Carvacrollösungen auf die Kotmenge ohne Wirkung waren, sieht Vollmer im Gerbstoff das wirksame Prinzip und rechnet daher Satureja hort. zu den (stopfenden) Gerbstoffdrogen.
Auch in stärkeren Dosen wirkte das Mittel nie reizend auf den Magen-Darmkanal.
In Tierversuchen fand ich zwischen altem und jungem Bohnenkraut keinen Wirkungsunterschied.
Den Carvacrolgehalt stellte Vollmer mit 0,166 bis 1,322%, den Gerbstoffgehalt mit 4,17 bis 7,97% fest (Vgl. 5).).
Nach Wehmer (Wehmer, Pflanzenstoffe, S. 1045.) ist im ätherischen Öl des Bohnenkrautes auch Cymol, ein Terpen und ein unbestimmtes Phenol enthalten.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Satureja hortensis wird als Antidiarrhoikum bei leichten Diarrhöen und akuten Gastroenteritiden verordnet. Bei Darmkoliken sollen die Schmerzen angeblich nach 5-6 Minuten nach Einnehmen des Tees aufhören. Außerdem ist es bei Dyspepsie, Vomitus, als Stomachikum, gegen Würmer, vereinzelt auch bei Nieren- und Leberleiden, Hydrops (hier zusammen mit Teeaufguß von gerösteten Linsen), Gallen- und Herzbeschwerden indiziert. Bei Diabetes wird besonders das dabei auftretende starke Durstgefühl günstig durch Satureja beeinflußt. Nach Schultzik, Breslau, soll es auch als Expektorans wirksam sein.
Angewandter Pflanzenteil:
Alle Autoren, die Satureja als Heilpflanze kennen, bezeichnen das Kraut als verwendet (Lonicerus, Matthiolus, v. Haller, Dinand und Vollmer).
Zur Herstellung des "Teep" wird das frische Kraut verwendet.
Herba Saturejae ist offizinell in Frankreich.
Sammelzeit: August bis September.
Dosierung:
- Übliche Dosis:
Maximaldosis:
Rezepte:
Bei Diarrhöe und Gastroenteritiden mit Koliken:
- Rp.:
1 Teelöffel voll wiegt 1,4 g. Der Tee wird zweckmäßig heiß unter Verwendung von 1 Teelöffel voll auf 1 Teeglas bereitet.).
Als Antidiarrhoikum (nach P. Flämig):
- Rp.:
Bei Magenkrämpfen und Kolik (nach Dinand):
- Rp.:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.