Vorwort.
In der gegenwärtigen Zeit, in der die Ernährungsschwierigkeiten eine so große Rolle spielen, darf nichts ungenutzt bleiben, was als zusätzliche Nahrung geeignet ist. Wald und Feld sind reich an solchen Nahrungsmitteln, die uns kostenlos und ohne Lebensmittelkarte zur Verfügung stehen.
Schon in früheren Jahrhunderten wurden diese natürlichen Schätze vielfach beachtet und ständig verwendet. Sie sind nur in den Jahren des Überflusses durch die reichlich angebotenen Gartenerzeugnisse aus der Küche mehr und mehr verdrängt worden und dann langsam in Vergessenheit geraten.
Wer wird unsere eßbaren Pilze, dieses "Fleisch des Waldes", nicht zu schätzen wissen? Sie schmecken - richtig zubereitet - vorzüglich, und sie besitzen zugleich einen ansehnlichen Gehalt an Nährwerten.
Auch die zahlreichen Wildgemüse und die Wildfrüchte können, mit Maß genossen, eine wertvolle Bereicherung unseres knappen Küchenzettels sein.
Wenn wir danach trachten, die Schwierigkeiten unserer Ernährungslage aus eigener Kraft zu überwinden, so ist es das Gegebene, daß wir auch unsere natürlichen Nahrungsquellen in Wald und Feld ausschöpfen. Sie sind von beträchtlicher Bedeutung für Volkswirtschaft und Volksgesundheit.
In den Dienst dieser wichtigen Aufgabe will sich unser Buch stellen. Es will den Sammler jener nahrhaften Naturgaben mit den hauptsächlichen Kenntnissen und Anschauungsmitteln ausrüsten, die für einen erfolgreichen Verlauf seiner Beutezüge die Voraussetzung sind, Wissenschaftliche Fachausdrücke wurden dabei sorglich vermieden. In erster Linie wurde auf unbedingte Klarheit und Schlichtheit der Darstellung Wert gelegt. Für eine möglichst übersichtliche Gestaltung des Satzbildes hat der Verlag in dankenswerter Weise Sorge getragen.
Für den Sammler von Pilzen wird eine Bestimmungstafel dargeboten, die es ihm ermöglichen soll, aus der Fülle der verschiedenen Arten die verhältnismässig wenigen für ihn in Betracht kommenden Formen herauszusondern. Auf farbige Pilzbilder wurde verzichtet. Dagegen soll der Sammler angehalten werden, seine Funde nach gestaltlichen Merkmalen zu bestimmen; er wird auf diese Weise eine gründlichere Kenntnis und damit zugleich auch eine gröflere Sicherheit erlangen können. Hierbei werden ihm die zahlreichen Abbildungen helfen, die - von Künstlerhand gezeichnet - eine größtmöglliche Naturtreue anstreben.
Wald und Feld: seit je die ursprünglichste und wichtigste Grundlage unseres ganzen wirtschaftlichen Lebens, gewähren uns Stunden köstlicher Erquickung. Darüber hinaus werden sie uns in unseren gegenwärtigen Schwierigkeiten helfend zur Seite stehen. Möge sich, hierbei unser Buch als willkommener Berater bewähren.
Leipzig, am Johannistag 1947.
Aus Wald und Feld den Tisch bestellt, 1947, von Prof. Dr. Walther Schoenichen.