07. Helleborus niger humilifolius.

Botanical name: 

Vol. 01. Bild 07. Helleborus niger humilifolius. Vol. 01. Bild 07. Helleborus niger humilifolius 2. Also see: Helleborus orientalis - Helleborus niger humilifolius - Helleborus niger altifolius - Helleborus viridis - Helleborus foetidus.

Da bey der schwankenden Ungewissheit über die wahre Abkunft der Christwurz der Alten dennoch von mehreren der Helleborus niger als dasjenige Gewächs angegeben wird, von welchem die in den Apotheken unter gleichem Nahmen aufbewahrt werdenden Wurzeln gesammelt werden sollen: so war es um so nöthiger, dass ich dieses Gewächs, das in Rücksicht des Verhältnisses und der Form seiner Theile so sehr veränderlich sich zeigt, in allen seinen Gestalten beobachtete, und von der ganzen Stufenfolge seiner Abweichungen die beyden Extreme genau darzustellen suchte, die daher auf dieser und der folgenden Tafel als Abarten abgebildet erscheinen.

Die Wurzel vom Helleborus niger humilifolius hat im frischen Zustande äusserlich eine schwarze, etwas ins Grüne spielende Farbe, die beym Trocknen völlig schwarz wird. Ihr Geruch ist so wenig auffallend wie ihr Geschmack; wenigstens zeigt sie sich in Hinsicht des letztem weder bitter noch scharf. Der Wurzelstock ist sehr kurz, verworren, mit kurzen aufsteigenden Ästen. Die Wurzelfasern sind sehr einfach, und zeigen im Durchschnitte vier, fünf bis sechs Gefässbündel, die in einem Kreise eingeschlossen sich befinden, dessen Umkreis und Mittelpunkt sie nicht berühren, sondern um letztem herum entweder in Gestalt eines Kreuzes (Fig. 1.), oder eines fünf- (Fig. 2.) oder sechsstrahligen Sterns (Fig. 3.), oder auch wohl, im Falle es sechs sind, als ein gleichseitiges Dreyeck (Fig. 4.) erscheinen.

[Die im Durchschnitte der Wurzelfasern sich zeigenden Figuren, welche zur Untersuchung der unter dem Nahmen der Radiies Hellebori nigri gesammelt werdenden Wurzeln die sichersten Charaktere darbiethen, lassen sich sehr leicht auf folgende Art untersuchen. Man schneidet die Wurzelfaser einen halben Zoll vom Wurzelstocke ab, lässt sie ein paar Minuten an der Luft liegen, damit der Durchschnitt etwas abtrockne, und betrachtet nun denselben mit auffallendem Lichte vermittelst einer mässig vergrössernden Linse. Sollte man über das, was man hier sieht, noch in Ungewissheit seyn; so schneide man von der Wurzelfaser ein sehr dünnes Plättchen ab, und betrachte dasselbe mit durchfallendem Lichte. Hierbey ist jedoch zu bemerken, dass die im Durchschnitte von den durchlaufenden Gefässbündeln gebildet werdende Figur bey jener Art der Untersuchung dadurch bemerkbar wird, dass sie von hellerer Farbe (die gewöhnlich weiss oder gelblich ist), als der übrige Raum der Flache sich zeigt, da sie hingegen bey dieser undurchsichtig erscheint. Trockne Wurzeln werden vor der Untersuchung so lange in Wasser eingeweicht, bis dass sie aufgequollen sind.]


Polyandria Polygynia.
Helleborus.

Kein Kelch. 5 oder mehrere Kronenblätter. Röhrichte, zweylippige Honiggefässe, Vielsamige, etwas aufrecht stehende Kapseln.

Helleborus niger mit mehrentheils zweyblumigem, fast nacktem Schafte und fussförmigen Blättern.

Helleborus (niger) scapo subbifloro subnudo, foliis pedatis. Linn. Spec. plant ed. Willd. T. I. p. 1336. Hoffm. Deutschl. Flor. P. I. p. 199.

Schwarze Christwurz, schwarze Nieswurz, Weihnachtsrose, Winterrose.

α. Helleborus niger humilifolius mit mehrentheils zweyblumigem, fast nacktem Schafte, der länger ist, als die fussförmigen Blatter. (H. scapo subbifloro subnudo foliis pedatis longiore.)

Helleborus niger, flore roseo. C. Bauh. pin. p. 186.

Niedrigblättrige schwarze Christwurz.

Wächst auf den Apenninen und in Toscana auf rauhen Gegenden, so wie auch in Österreich, Krain, Bayern, Schlesien und im Fulda'schen an schattigen Orten.

Blühet vom December bis in den März, und in unsern Gärten auch nicht selten zum zweyten Mahl im Julius und August. ♄.

Die Wurzel wurzelstockig, vielköpfig: der Wurzelstock sehr kurz, verworren mit kurzen aufsteigenden Ästen; die Wurzelfasern sehr einfach, senkrecht, den Wurzelstock fast gänzlich bedeckend.

Die Blätter unmittelbar aus der Wurzel, lang gestielt, fussförmig, gewöhnlich siebenzählig; die Blättchen lederartig, lanzettförmig, gegen die Spitze sägenartig gezähnelt, auf der obern Fläche dunkelgrün und glänzend, auf der untern blassgrün und matt.

Der Schaft aufrecht, rund, länger als die Blätter, gewöhnlich zweyblumig, und daher in zwey Äste sich theilend, und an der Astachsel mit einer blattartigen Schuppe begabt.

Die Blumen einzeln an den Spitzen der Äste, übergebogen und von zwey Nebenblättern unterstützt.

Der Kelch fehlend.

Die Blumenkrone fünfblättrig, rosenartig, bleibend, bey der ersten Blume rosenroth ins Fleischfarbige übergehend, bey der zweyten weiss ins Rosenrothe fallend: die Kronenblätter rundlich, stumpf und vertieft.

Die Honiggefässe. Mehrere kurz gestielte, im Kreise stehende, röhrenförmige, gegen die Basis sich verdünnende, offne Kappen, gewöhnlich zweylippig, seltner einlippig; die Lippen gekerbt, die äussere länger als die innere.

Die Staubgefässe. Die Staubfäden vielzählig, fadenförmig, gegen die Spitze sich etwas verdünnend. Die Staubbeutel zweyfächrig.

Der Stempel. Die Fruchtknoten, fünf bis neun, länglich, zusammengedrückt. Die Griffel pfriemförmig, an der innern Seite mit einer Furche bezeichnet. Die Narben länglich, auswärts gekrümmt, an der innern Seite des Griffels etwas herablaufend.

Die Fruchthülle. Fünf bis neun längliche, zusammengedrückte, mit zwey kielförmigen Nähten begabte, ausgebreitete, an der Basis verwachsene Kapseln, aufspringend an der innern Naht.

Die Samen. Mehrere, eyförmige, begabt mit einer seitwärts liegenden Nabelwust, befestigt an den beyden Rändern der innern Naht.

Der Befruchtungsboden walzenförmig.

Erklärung der Kupfertafel.

Das Gewächs in natürlicher Grösse, am obern Theile der Wurzel durchschnitten.
Fig. 1, 2, 3, 4 - Durchschnitte von Wurzelfasern mit auffallendem Lichte betrachtet und vergrössert.
5 . Eine Blume, von welcher die Kronenblätter und fast alle Honig- und Staubgefässe weggenommen sind, in natürlicher Grösse; a) der Befruchtungsboden, b) zwey Honiggefäße, c) zwey Staubgefäße, d) die Stempel.
6. Ein Staubgefäß, von welchem der untere Theil des Staubfadens weggeschnitten ist vergrössert.
7. Ein Stempel, vergrössert: e) der Fruchtknoten der Länge nach aufgeschnitten, f) der Griffel queer durchschnitten, g), die Narbe.
8. Die reife Frucht in natürlicher Grösse.
9. Ein Same in natürlicher Grösse.
10. Derselbe vergrössert, und sowohl
11. der Queere, als auch
12. der Länge nach durchschnitten.


Getreue Darstellung und Beschreibung der in der Arzneykunde gebräuchlichen Gewächse. Erster Band. Gottlob Friedrich Hayne, 1805.