08. Helleborus niger altifolius.

Botanical name: 

Vol. 01. Bild 08. Helleborus niger altifolius. Vol. 01. Bild 08. Helleborus niger altifolius 2. Also see: Helleborus orientalis - Helleborus niger humilifolius - Helleborus niger altifolius - Helleborus viridis - Helleborus foetidus.

Die Wurzel vom Helleborus niger altifolius hat im frischen Zustande äusserlich eine schwarze ins Braune, öfters aber auch ins Grüne spielende Farbe, die beym Trocknen ganz ins Schwarze [Ich verstehe hierunter ein Schwarz, so wie es den trocknen Wurzeln eigen zu seyn pflegt, was aber freylich nicht rappenschwarz (ater), sondern höchstens gemeinschwarz (niger) ist. Ueberdies lässt sich von der Farbe kein bestimmter Charakter zur Unterscheidung der Wurzeln hernehmen; denn meine Beobachtungen und die des Herrn Schkuhrs — denen man doch wohl unbedingt Glauben beymessen kann — stehen in dieser Hinsicht bey den Wurzeln des Helleborus viridis und der Adonis vernalis gerade zu im Widerspruche.] übergeht. In Rücksicht des Geruchs und Geschmacks kommt sie ganz mit der der erstem Abart überein. Der Wurzelstock ist kurz, verworren, mit langen aufsteigenden Ästen, die Wurzelfasern austreiben. Die Wurzelfasern sind einfach und zeigen im Durchschnitte dieselben Figuren, wie die bey der erstem Abart; sehr oft aber bemerkt man bey ihnen — was bey jenen seltener der Fall ist — dass die Gefässbündel sich zusammen schliessen, und auf der Kreisfläche um den Mittelpunkt herum eine eckige (Fig.- 1.), oder kreisförmige Figur (Fig. 2) bilden. Zuweilen fliessen sie auch ganz in einander, so, dass sie den Mittelpunkt der Kreisfläche einnehmen, und in derselben selbst eine kleinere Kreisfläche (Fig. 5.) ausmachen.

Bey allen Abänderungen, die mir vom Helleborus niger vorgekommen sind, habe ich die Wurzel in Rücksicht des Geschmackes untersucht, aber niemals habe ich etwas von Bitterkeit oder Schärfe bemerken können, und es lässt sich daher wohl mit Gewissheit behaupten, dass von diesem Gewächse die wahre Christwurz der Alten nicht gesammelt werden kann.

Auch hat die in den Apotheken unter dem Nahmen Radix Hellebori nigri aufbewahrt werdende Wurzel gewiss selten oder niemals dem Gewächse dieses Nahmens ihr Daseyn zu verdanken; gewöhnlich findet man die Wurzel des Helleborus viridis, oder der Adonis vernalis, so wie auch die des Trollius europaeus, der Astrantia major und der Actaea spicata dafür gesammelt.

Ferner bekommt man unter gedachtem Nahmen eine Wurzel aus der Schweitz, von der man bisher glaubte, dass sie wirklich vom Helleborus niger gesammelt würde; nach meinen Untersuchungen aber kommt sie nicht von diesem Gewächse, sondern von der Actaea spicata. Endlich sollen auch noch im Handel die sehr giftigen Wurzeln von Aconitum Napellus und andern Arten dieser Gattung unter dem Nahmen der schwarzen Christwurz Vorkommen, vor deren Anwendung man sich in Acht zu nehmen hat.


Polyandria Polygynia.

Helleborus.

Kein Kelch. 5- oder mehrere Kronenblätter. Röhrichte, zweylippige Honiggefäße. Vielsamige, etwas aufrechtstehende Kapseln.

Helleborus niger mit mehrentheils zweyblumigen, fast nacktem Schafte und fussförmigen Blättern.

Helleborus (niger) scapo subbifloro subnudo, foliis pedatis. Linn. Spec. plant. ed. Willd. T. II. p. 1336. Hoffm. Deutschl. Flor. P. I. p. 199.

Schwarze Christwurz, schwarze Nieswurz, Weihnachtsrose, Winterrose.
ß. Helleborus niger altifolius mit mehrentheils zweyblumigem, fast nacktem Schafte, der kürzer ist, als die fussförmigen Blätter. (H. scapo subbifloro subnudo foliis pedatis breviore.)

Veratrum nigrum I. Dodon. pempt. p. 385.

Hochblättrige schwarze Christwurz.

Wächst auf den Apenninen und in Toscana auf rauhen Gegenden, so wie auch in Österreich, Krain, Bayern, Schlesien und im Fuldaischen an schattigen Orten.

Blühet vom December bis in den März, und in unsern Gärten, auch nicht selten zum zweyten Mahle im Julius und August. ♃.

Die Wurzel wurzelstockig, vielköpfig: der Wurzelstock kurz, verworren, mit langen aufsteigenden Ästen; die Wurzelfasern sehr einfach, an den aufsteigenden Ästen schief in die Erde gehend, an dem Wurzelstock selbst aber senkrecht, und denselben fast gänzlich bedeckend.

Die Blätter unmittelbar aus der Wurzel, lang gestielt, Fussförmig, gewöhnlich neunzählig: die Blättchen lederartig, länglich, gegen die Basis sich verdünnend, gegen die Spitze eingeschnitten - sägenartig, auf der obern Fläche dunkelgrün und etwas glänzend, auf der untern blassgrün und matt.

Der Schaft aufrecht, rund, kürzer als die Blätter, gewöhnlich zweyblumig in zwey Äste sich theilend, und an der Astachsel mit einer blattartigen Schuppe begabt.

Die Blumen einzeln, an den Spitzen der Äste, übergebogen, und von Nebenblättern unterstützt.

Der Kelch fehlend.

Die Blumenkrone fünfblättrig, rosenartig, bleibend, aus dem Weissen ins Rosenrothe fallend; die Kronenblätter rundlich-länglich, stumpf und vertieft.

Die Honiggefäße. Mehrere kurzgestielte, im Kreise stehende, röhrenförmige, gegen die Basis sich verdünnende, offne Kappen, gewöhnlich einlippig, seltener zweylippig, die Lippe ausgerandet.

Die Staubgefässe, Der Stempel, Die Fruchthülle und Die Samen wie bey der vorhergehenden Variatät.

Der Befruchtungsboden walzenförmig, zuweilen einem abgestutzten Kegel gleichend.


Erklärung der Kupfertafel.

Das Gewächs in natürlicher Grösse, theilweise dargestellt, nämlich; ein aufsteigender Ast des Wurzelstockes, ein Wurzelblatt und der zweyblumige Schaft.

Fig. 1, 2, 3. Durchschnitte von Wurzelfasern mit auffallendem Lichte betrachtet und vergrössert. (Die Befruchtungstheile bedurften hier keiner besondern Darstellung, da sie von denen der erstem Abart nicht verschieden sind.


Getreue Darstellung und Beschreibung der in der Arzneykunde gebräuchlichen Gewächse. Erster Band. Gottlob Friedrich Hayne, 1805.