Asparagus. Spargel. Liliaceae.

Botanical name: 

Bild: Asparagus Officinalis Karte: Asparagus Officinalis Name: Aspáragus officinális L. (= A. altilis Aschers., = A. hortensis Mill.). Gartenspargel. Französisch: Asperge; italienisch: Asparago, Sparago, Sparagio; dänisch: Asparges; polnisch: Szparag; russisch: Sparža; tschechisch: Chřest.

Verbreitungsgebiet: Weiteres Vorkommen: Vorderasien.

Namensursprung: Asparagus von griechisch ἀσπάραγος (aspáragos), Name des Spargels bei den Griechen von σπαργάω (spargáo) = ich sprosse. Spargel ist die Verkleinerungsform aus dem Lateinischen.

Volkstümliche Bezeichnungen: Aspars (Holstein), Sparjes (z. B. Braunschweig, Wesergebiet), Spajas, Sparrs, Speis (Wesergebiet), Sparge (Nassau), Sparrje (Rheinpfalz), Spergel (Nordböhmen, Sparigel (Niederösterreich), Spargle, Spars (Schweiz).

Botanisches: Die in Mittel- und Südeuropa, Vorderasien und Nordafrika wachsende ausdauernde, 30-100 cm hohe Pflanze bevorzugt als Standort sandige Äcker, Schuttplätze, Weinberge, Flußgeschiebe und Dämme. Sie besitzt ein holziges, dickes Rhizom, das aus mehreren Sproßgenerationen besteht, von denen aber erst die Sprosse des 3. Jahres zur Blüte gelangen. Die Blütenstengel sind aufrecht, kahl und glatt, die Stengelglieder der Zweige 3-5 mm lang. Aus den weißlichen bis grünlich-gelben weiblichen Blüten (Spargel ist zweihäusig) entwickeln sich erbsengroße, ziegelrote, kugelige Beeren, die schwarze Samen enthalten. - Die männlichen Spargelpflanzen sind in ihrem Habitus meist etwas gedrungener und dichter, die weiblichen schlanker: geschlechtlicher Dimorphismus. Blütezeit: Juni bis Juli.

Geschichtliches und Allgemeines:

Als Gemüsepflanze wird der Spargel stellenweise im großen feldmäßig angebaut. Der Genuß der jungen Spargeltriebe als Salat mit Essig und Öl ist für das Mittelalter nicht nachgewiesen. In Deutschland wurde der Spargel zum ersten Male 1565 im Stuttgarter Lustgarten kultiviert. Die ursprüngliche Heimat des Spargels dürfte vielleicht im Orient zu suchen sein, auf jeden Fall ist er in Mitteleuropa als nicht ursprünglich zu betrachten.

Wirkung

Bei Hippokrates (Fuchs, Hippokrates Sämtl. Werke, Bd. 1, S. 328.) galt der Spargel als stopfendes Mittel. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um die Wurzel, von der auch

Lonicerus (Lonicerus, Kreuterbuch, 1564, S. 218 B.) sagt, daß sie bei "roter Ruhr und Harnwinden" dienlich sei, während er die Spargelsprossen gerade als den Bauch erweichend, expektorierend und diuretisch rühmt. Die Wurzel verordnet er auch bei Gelbsucht, Nieren- und Blasenleiden und Hüftweh.

v. Haller (v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 150, 151.) rechnet die Wurzel unter die "fünf großen eröffnenden Wurzeln" und gibt sie als Blutreinigungsmittel, die Sprossen bei Nierenverschleimung und -grieß.

Eine Spargeltinktur empfiehlt Jeaffreson (Jeaffreson, Assoc. journ. 1855, Mai.) als sehr wirksames Diuretikum.

Bei Hautwassersucht, chronischen Exanthemen, insbesondere Milchschorf, bei Gicht und Rheumatismus verordnete Clarus (Clarus, Handb. d. spec. Arzneimittell., 1860, S. 117.) den Spargel.

Die Volksmedizin schätzt Sprossen und Wurzel als Diuretikum und Blutreinigungsmittel, bei Wassersucht, Nieren- und Blasenerkrankungen, Steinleiden, Gelbsucht, Herzklopfen und Husten mit blutigem Auswurf. Bei Gicht wird der Genuß von täglich ½ kg Spargel angeraten: Podagraleidende sollen ihn jedoch meiden, weil er leicht neue Anfälle hervorrufe (Osiander, Volksarzneymittel, S. 186, 240, 257; Schulz, Wirkg. u. Anwendg. d. dtsch. Arzneipfl., S. 73; Dinand, Handb. d. Heilpfl.-Kunde, 1926, S. 57.).

Der Urin nimmt nach Spargelgenuß einen charakteristischen Geruch an, der nach Kroeber u. a. von dem darin enthaltenen Asparagin herrührt. Nach den Erfahrungen von Crouzel (Crouzel, De l'odeur communiquée a l'urine par l'ingestion des pointes d'asperge, Gaz. des Hôp. de Toulouse, 1898.) wird dieser Geruch nicht durch das Asparagin, sondern durch eine flüchtige Substanz hervorgerufen, welche keine Vermehrung der Harnausscheidung bewirkt, wohl aber eine Vermehrung der Miktionen durch eine reizende Wirkung auf das Epithel der Harnorgane. Leclerc (H. Leclerc, Précis de Phytothérapie, S. 43, Paris 1927.) erwähnt dann die Beobachtung von van Helmont, nach welcher durch längeren reichlichen Genuß von Spargel Nierensand und -steine mit starken Schmerzen aufgetreten seien. Weiter zitiert er Lobb, der dem Spargelsaft umgekehrt die Fähigkeit zuspricht, Nierensand und -steine wieder aufzulösen. Die Mehrzahl der heutigen Autoren raten nach ihm von dem Gebrauch des Spargels ab, wenn die Harnverhaltung auf entzündliche Zustände der Nieren zurückzuführen ist. In allen sonstigen Fällen gilt die Spargelwurzel als gutes Diuretikum.

In gleicher Weise erwähnt auch Meyer (E. Meyer, Pflanzliche Therapie, S. 60, Leipzig 1935.) den Spargel als gut wirkendes Diuretikum und warnt vor der Verordnung bei Nierenreizungen. Weiter schreibt er, daß Spargelsamen pulverisiert in Gaben von ½- 1 g mehrmals täglich in manchen Gegenden benutzt wird, um hartnäckiges, dauerndes Erbrechen zu stillen. Auch soll nach ihm der Samen auf den Magendarmkanal eine beruhigende Wirkung, ähnlich der des Kümmels, ausüben. Aufgüsse der Spargelsprossen werden gegen chronisches Ekzem verwandt.

Die Spargelwurzel enthält u. a. Asparagin, Arginin, fettes und ätherisches Öl und etwa 41% Zucker, der Sproß Asparagin, Tyrosin, Bernsteinsäure, Zucker, eine Spur Arsen u. a. (Wehmer, Pflanzenstoffe, S. 158.). Auch Vitamin C findet sich im Spargel. In der Wurzel ist anscheinend Cholin enthalten (Stieger, Hoppe-Seylers Ztschr. f. physiol. Chem. 1913, Nr. 86, S. 245.).

Das Asparagin soll - nach Dendrik (Dendrik, New-Orleans Med. a. Surg. Journ., Bd. XI, Nr. 2.) - in Gaben von 15-40 cg Pulsverminderung, Kopfweh, Gefühl von Vollsein und allgemeine Mattigkeit hervorgerufen haben.

Jacobi und Falck (Jacobi und Falck, Deutsche Klinik 1855, Nr. 3.) konnten diese Beobachtung nicht bestätigen, sie fanden nach Dosen von 1 g Asparagin nur leichte Pulsverminderung.

Auch Kobert (Kobert, Lehrb. d. Intoxik., S. 741, Stuttgart 1893.) sah nach innerlichen Gaben von Asparagin keinerlei Vergiftungserscheinungen.

Nach Barbato (Barbato, Boll. Soc. ital. Biol. sper. 1933, Bd. 8, S. 369.) bewirkt die im Spargel enthaltene Asparaginsäure eine Steigerung des Gasstoffwechsels, die nach 5 Stunden wieder abklingt, und eine Erhöhung des Grundumsatzes um 15-30%.

Alten Angaben nach soll Spargelgenuß in großen Mengen Diabetes mellitus und Hämaturie erzeugen können. In einem Falle wurde nach Genuß von Spargel, der feucht gelagert worden war, Purpura beobachtet (Lewin, Nebenwirkungen d. Arzneimittel, 1899, S. 573.).

Interesse beansprucht die mir aus Braunschweig zugegangene Mitteilung, daß bei Kühen, denen man Spargelschalen verfüttert hatte, allgemeines Verkalben auftrat.

Bei manchen Personen ist eine Idiosynkrasie gegen Spargel so ausgeprägt, daß schon das Berühren der rohen Pflanze Nebenwirkungen hervorruft (Vgl. 11).). Ganz ausführlich über die Spargeldermatitis referiert Touton (Touton, Zentralbl. f. Haut- u. Geschlechtskrankh., Bd. XVII, S. 729, 1925.). Besonders beachtlich ist der Bericht Sternthals, eines Braunschweiger Arztes, der seit 37 Jahren die Überempfindlichkeit gegen Spargel in 60 großen und mittleren Konservenfabriken jener Gegend kennt. Diese Fabriken beschäftigen in der Saison rund 10 000 Arbeiter. 1914 häuften sich die Fälle der "Spargelkrätze" so, daß das Gewerbeaufsichtsamt einschritt und unter anderem vorschlug, alle empfindlichen Frauen und Mädchen von der Bearbeitung des Spargels auszuschließen. Der Kreisarzt führte in seinem Gutachten aus, daß man weder aus der Konstitution noch dem Alter und Geschlecht die Überempfindlichkeit feststellen könne. Wer einmal befallen war, erkrankt bei erneuter Berührung mit dem Spargelsaft wieder, "ja, meistens wird die Empfindlichkeit immer stärker". Ausnahmsweise gelingt es auch durch gekochten Spargel die Erkrankung wieder zu entfachen. Touton stellt diese Sensibilisierung in Gegensatz zur Rhusdermatitis, bei welcher er von einer Desensibilisierung durch innere Prophylaxe oder subkutane Injektion spricht. Hierzu möchte ich bemerken, daß ich auch bei der Rhusdermatitis durch äußerliche Berührung, besonders bei jüngeren Personen, eine Sensibilisierung gesehen habe.

Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):

Italien: Gegen Rheumatismus der Kinder.

Steiermark: Als Diuretikum und Aphrodisiakum.

Ungarn: Als Diuretikum, gegen Nierensteine, Gelbsucht, Leber-, Milz- und Lungenleiden, Vertigo und Zahnschmerzen.

Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:

Asparagus wird als Diuretikum gegen Hydrops (auch kardialen), Blasen- und Nierenleiden (Retentio urinae, Cystitis, Blasengrieß, Blasen- und Nierensteine), Arthritis urica und Rheuma verordnet. Auch in der Homöopathie wird Asparagus vielfach gebraucht. So hat Janke mit Asparagus D 2 zwei chronische Blasenleiden bei Männern mit Erfolg beseitigt. Auch gegen Herzbeschwerden, insbesondere wenn diese mit schwachem Puls verbunden sind, Prostatahypertrophie, Diabetes, Impotenz (nicht ununterbrochen), Milz- und Leberleiden und Hautunreinigkeiten wird Asparagus verwandt. Als Wechselmittel werden Sabal serrulata und Cubeba gebraucht.

Angewandter Pflanzenteil:

Lonicerus erwähnt die Verwendung von Wurzel, Kraut und Samen.

Die jungen "Spargeldolden" gehören dem Koch in die kuchen / der samen und wurtzelen dem Apotecker und artzet / schreibt Bock.

Auch Matthiolus rühmt die "jungen Spargenzucken oder Dolden" als Salat. Er kennt auch die Verwendung von Wurzel und Kraut in der Heilkunde.

Nach v. Haller werden die Wurzeln und die Turiones (die Schößlinge) arzneilich verwendet.

Geiger berichtet, daß die Wurzel früher offizinell war. Das Asparagin finde sich vorzugsweise in den Turiones.

Clarus nennt als gebräuchlich Radix und Turiones, Dragendorff Wurzel und Frucht.

Mertes spricht von Abkochungen der Keime (wohl Schößlinge?).

Clarke und Allen gewinnen die Tinktur aus den frischen Sprossen.

Leclerc gibt die Tinktur aus der Wurzel an und einen Sirup aus den Schößlingen.

Schulz spricht vom Saft aus "den Spargeln und ihrem Kraut"., erwähnt aber auch die Samen.

Wasicky kennt nur Radix Asparagi als gebräuchlich. Thoms führt nur die Wurzel als Droge an und sagt, daß die Schößlinge (Stangenspargel) früher auch in arzneilichem Gebrauch gewesen seien und heute noch in Portugal offizinell wären.

Kroeber erwähnt einen Spargel wurzel extrakt, und Meyer verordnet Turiones und Semina Asparagi. Die Schweizer Heilkräuterzeitschrift "Salvia" empfiehlt die Wurzel.

Homöopathische Urtinktur nach dem HAB.: Frische Sprosse (§ 1).

Radix (Rhizoma) Asparagi ist offizinell in Frankreich, Italien, Spanien und Portugal.

Dosierung:

Übliche Dosis:
3-4 Eßlöffel des Saftes täglich (Friedrich);
Kaltauszug von 60 g Spargel auf 1 Liter Wasser täglich;
2 Tropfen der Tinktur zweimal täglich (Dinand).

In der Homöopathie:

dil. D 1, dreimal täglich 10 Tropfen.

Maximaldosis:

Nicht festgesetzt.

Rezepte:

Bei chronischen Ekzemen (nach Meyer):

Rezeptvorschrift vgl. bei Juglans regia.

Als Herzsedativum: Sirupus Asparagi (Portug.):

Rp.:
Asparagi succ. rec. . . . 175
Sacch. albi . . . 325
Coq. ad sirup.
D.s.: Dreimal täglich 1 Eßlöffel.
Rezepturpreis etwa 2.70 RM.

Zur Stärkung der Herztätigkeit und Erhöhung des Blutdrucks (franz. Vorschrift, nach Dinand, mod. v. Verf.):

Rp.:
Asparagi Ø (Ø = hom. Urtinktur.) . . . 10
Convallariae Ø . . . 3
M.d.s.: Mehrmals täglich 5 bis 10 Tropfen.
Rezepturpreis etwa 1.58 RM.

Als Diuretikum Species Radicum (Portug.):

Rp.:
Rad. Apii graveol. (= Selleriewurzel)
Rhiz. Asparagi (= Spargelwurzelstock)
Rad. Foeniculi (= Fenchelwurzel)
Rad. Rusci aculeati (= Mäusedornwurzel)
Rad. Petroselini . . . aa 20 (= Petersilienwurzel)
C.m.f. species.
D.s.: 4 Teelöffel auf 2 Glas Wasser, vgl. Zubereitung von Teemischungen S. 291.
Rezepturpreis ad chart. etwa 1.28 RM.
Oder:
Sirupus quinque Radicum (Port.):
1. Spec. Radicum (Port.) . . . 25 2.
Aquae ferventis . . . 175 3.
Sacchari . . . 325
1 und 2 24 Stunden infundieren, in der heißen Kolatur 3 auflösen.
D.s.: Dreimal täglich 1 Eßlöffel voll.
Rezepturpreis etwa 2.68 RM.

Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.