Tamarindus. Tamarinde. Leguminosae.
Name: Tamaríndus índica L. Tamarinde. Französisch: Tamarin; englisch: Tamarindtree; dänisch: Tamarinde; polnisch: Tamaryndy; schwedisch, tschechisch: Tamarind.
Namensursprung: Tamarindus ist aus dem arab. tamr. = säulenartig emporstrebend, Dattelpalme und hindi = indisch entstanden; also ergibt sich die Bedeutung indische Dattel, die den Artnamen Indica überflüssig macht.
Botanisches: Dieser 20-25 m hohe immergrüne Baum mit weiter, domartiger Krone und schwärzlich-brauner, rissiger Rinde ist in Zentralafrika heimisch. Heute wird er auch in Westindien, Mittelamerika und Brasilien angetroffen. Seine wechselständigen Blätter mit länglichen Blättchen sind zehn- bis zwanzigjochig gefiedert. Die weißen, später blaßgelblichen Blüten sind asymmetrisch und zu wenigblütigen, endständigen Trauben vereinigt. Die bis 20 cm langen, bohnenartigen Früchte enthalten vier bis zwölf dunkelbraun glänzende Samen. Das langsam wachsende Holz zeichnet sich durch große Widerstandsfähigkeit aus.
Geschichtliches und Allgemeines:
In ihren Heimatländern scheint die Tamarinde von jeher ein beliebtes Genußmittel gewesen zu sein. Schon in den Sanskritschriften finden wir sie unter verschiedenen Namen, so z. B. im Ayur Veda Susrutas als Ambika. Dem griechischen und römischen Altertum ist sie vermutlich unbekannt geblieben. Durch die Hindus haben wohl die Araber die Frucht, die sie Tamarehindi nannten, kennengelernt. Die ersten genaueren Nachrichten stammen von dem persischen Arzte Alhervi um 970 n. Chr., welcher die Tamarinde mit den Damaszener Pflaumen vergleicht. Zur Zeit des berühmten arabischen Arztes Mesuë (ungefähr 900-1000 n. Chr.) war schon die Fälschung des Tamarindenmuses üblich. Auch weiß er zu berichten, daß man die Tamarinden in gut verstopften Gläsern an einem kühlen Orte bis drei Jahre aufbewahren könne, und daß durch längeres Kochen die purgierende Wirkung verloren gehe. Von der Anwendung als kühlendes Abführmittel bei Gallenkrankheiten schreibt Johannes Actuarius, der im 13. Jahrhundert als Leibarzt des griechischen Kaisers in Konstantinopel lebte. Die Ärzte der Salernitaner Schule nannten die Tamarinden Dactyli acetosi, Palmae acidae (Sauerdatteln). Garcia de Orta gab eine genaue Beschreibung des Baumes und rühmte seine Schönheit. Seit dem 15. Jahrhundert waren die Tamarinden in den deutschen Apotheken zu finden, sie gelangten aber als Arzneidroge nirgends besonders zur Geltung und wurden erst in neuerer Zeit wieder von Frankreich aus als Abführmittel empfohlen.
Die Tamarindenfrüchte werden jetzt hauptsächlich aus Ostindien, weniger gute auch aus Ägypten und Westindien, eingeführt. Außer ihrer Verwendung als mildwirkendes Laxans werden sie in den Tropen als Gewürz zu Soßen, Curry, in Italien zu Fruchtsirup und Bonbons gebraucht und in heißen Gegenden als Zusatz zu erfrischenden Getränken benutzt. In Westindien gebraucht man die Tamarindensäure zum Färben und Beizen des Tabaks. Die säuerlich schmeckenden Blätter sind als Wurmmittel bekannt.
Wirkung
Bereits Paracelsus (Paracelsus Sämtl. Werke, Bd. 3, S. 848.) erwähnt die Tamarinde.
Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 70.) rühmt sie als Purgans, das auch "die Galle durch den Stuhlgang abführe", gegen "alle Schäden so von Hitze und Schärpffe herkommen", Gallenentzündung, Ikterus, Kopfschmerzen, Magenstörungen, insbesondere Sodbrennen, Fieber, als durstlöschendes, appetitsteigerndes und brechwidriges Mittel.
Als lind laxierendes und "galledämpfendes" Mittel empfiehlt sie auch v. Haller (v. Haller, Medicin. Lexicon, 1755, S. 1262.).
Hufeland (Hufeland, Enchir. med., S. 58, 74, 123, 130, 196, 267, 268, 279, 297, 338, 339; Journal, Bd. 2, S. 144, 247.) verwendet sie als ableitendes Purgans, vorwiegend bei Erkrankungen, die mit Gallenstörungen verbunden sind.
Desgleichen ist Tamarindus auch in der englischen Medizin (The British Pharm. Codex 1923, S. 1094.) als mildes Laxans bekannt. In Indien (J. Kloppenburg-Versteegh, Wenken en Raadgevingen betreffende het gebruik van Indische planten, vruchten enz., S. 7, 's-Gravenhage 1934.) wird die Tamarinde als Heilmittel vielfach gebraucht, und zwar finden außer den vorjährigen Früchten und dem aus ihnen gewonnenen Öl auch die Blätter und vereinzelt die Stengel Verwendung. Meist in Verbindung mit anderen Medikamenten (z. B. Curcuma domestica) wird sie als Laxans bei Magenstörungen, bei Fieber und verschiedenen Hauterkrankungen (äußerlich und innerlich), wie Ekzemen, Pruritus, Urtikaria, Hautleiden durch Gallenstörungen, Furunkeln, Kopfgrind und juckenden Wunden, gebraucht. Auch in Rezepten gegen Hämorrhoiden, Rheumatismus, Dysmenorrhöe und Fluor albus wird sie genannt.
Die Wirkung beruht hauptsächlich auf dem reichen Gehalt (12-14%) der Tamarinden an organischen Säuren: Milch-, Äpfel-, Wein-, Zitronensäure u. a., und Pektin (Wasicky, Lehrb. d. Physiopharm., S. 287.).
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Das Tamarindenmus (Pulpa Tamarindorum depurata), ein Extrakt aus dem rohen Tamarindenmus (Pulpa Tamarindorum cruda), mit 20% Zucker vermischt, als sauer schmeckendes Mus, dient unmittelbar als Abführmittel in Dosen von 25-60 g. Eine ausländische Spezialität "Tamar Indien" besteht aus einer Mischung von Tamarindenmus, Senna und Schokolade. Wenig gebräuchlich ist eine Essenz, die aus dem Tamarindenmus mit Sennesblättern gewonnen wird, die Essentia Tamarindorum, die teelöffelweise gegeben wird.
Weiter wird Tamarindus angewandt bei Hyperazidität, Cholecystitis, Ikterus, Pruritus, Hämorrhoiden und Ekzemen.
Angewandter Pflanzenteil:
Als verwendeter Pflanzenteil wird allgemein das Fruchtmus (Pulpa) angegeben (Matthiolus, v. Haller, Geiger, Wasicky, das HAB. [§ 4] usw.).
Das "Teep" wird aus Pulpa Tamarindorum cruda hergestellt.
Pulpa Tamarindorum cruda ist offizinell in Deutschland, Österreich, Schweiz, Holland, England, Norwegen, Rußland, Ungarn, Kroatien, Italien, Frankreich, Belgien, Portugal, Spanien und Japan.
Dosierung:
- Übliche Dosis:
Maximaldosis:
Rezepte:
Electuarium Tamarindorum Compositum (F. M. Germ.):
- Rp.:
Als Purgans (nach Klemperer-Rost):
- Rp.:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.