Pimpinella alba. Bibernell. Umbelliferae.
Also see: Anisum. Anis - Pimpinella alba. Bibernell. - Sanguisorba officinalis. Großer Wiesenknopf.
Von Pimpinella magna et P. saxifraga. Pimpinella magna und saxifraga sind nicht zu verwechseln mit Sanguisorba officinalis, die im Mittelalter und noch heute auch Bibernell genannt wird.
Name: Pimpinella magna L. (= P. maior [L.] Hudson, = Tragium maius Lam., = Carum magnum Baillon, = Selinum pimpinelloides E. H. L. Krause). Große Bibernell. Französisch: Grande pimprenelle, grand boucage, pimpinelle; englisch: Pimpinel; italienisch: Tragoselino maggiore; tschechisch: Bedrník větší
Pimpinella saxifraga L. (pro parte) em. Hudson 1762 (= Tragoselinum saxifragum Moench = Tragoselinum minus Lam., = P. minor Bubani, = Selinum pimpinella E. H. L. Krause). Kleine Bibernell, Steinbibernelle, Stein-Peterlein, Bockspeterlein, Weiße deutsche Theriakwurz, Pfefferwurz. Französisch: Petit boucage, petit bouquetin, petit persil de bouc, pied de bouc, petite pimprenelle, pimprenelle blanche, saxifrage blanche; englisch: Burnet saxifrage; italienisch: Tragoselino becchino; dänisch: Bibernelle; litauisch: Ožažole; norwegisch: Gjeldkarve; polnisch: Bedrzeniec; russisch: Biedreniec; tschechisch: Bedrník obecný; ungarisch: Földitömjén.
Namensursprung: Die Deutung des Namens Pimpinella ist noch ungeklärt; magna = groß, saxifraga = steinbrechend. Die deutsche Bezeichnung Bibernell ist vermutlich aus dem lateinischen Pimpinella entstanden.
Volkstümliche Bezeichnungen: Päppernäll (Niederrhein), Biwernelle (Gotha), Bibernalle, Pimpinalle, Pinal (Riesengebirge), Pimeröll (Böhmerwald), Bembernell, Bombernell(a), Bumbernell (Schwäbische Alb). Boggwurzä (Churfirsten), Bochwürze (Graubünden) beziehen sich auf den bockähnlichen Geruch der Wurzel.
Botanisches: Pimpinella magna hat eine spindelige, fast walzenförmige, geringelte Pfahlwurzel von hellerer oder dunklerer brauner Färbung. Sie treibt einen oder mehrere aufrechte, ästige, kantig gefurchte Stengel, die eine Höhe bis zu 1 m erreichen können. Die Blätter sind einfach gefiedert, die unteren lang, die oberen kürzer gestielt. Die Blättchen der unteren Blätter sind gestielt, eiförmig oder länglich, eingeschnitten gesägt, die der oberen lineal, oberseits dunkelgrün, etwas glänzend. Die zusammengesetzten Dolden sind endständig. Sie haben weder Hülle noch Hüllchen. Die fünf Kronenblätter sind weiß, selten rosa. Der Griffelistzur Blütezeitlänger als der Fruchtknoten. Auf moorigen Wiesen, in Gebüschen und an Waldrändern findet sich die Pflanze meist gesellig. Dem Bauer ist sie als gute Futterpflanze bekannt. Blütezeit: Juni bis September. Pimpinella saxifraga ist niedriger und zierlicher als die vorige Art. Der 15-75 cm hohe Stengel ist stielrund, gestreift und unterwärts meist kurz behaart, oberwärts fast kahl und blattlos. Die Blättchen der gefiederten Grundblätter sind sitzend und von sehr verschiedener Form. Die endständigen vor dem Blühen überhängenden Dolden haben weder Hülle noch Hüllchen. Die Blütenkrone ist weiß, der Griffel zur Blütezeit kürzer als der Fruchtknoten. Die Pflanze blüht vom Juli bis in den September.
Im Gegensatz zu P. magna bevorzugt sie trockene, sonnige Standorte, und findet sich häufig auf Wiesen, Hügeln und in trockenen Wäldern. Auf der Wiese gilt sie als Magerkeitsanzeiger.
Geschichtliches und Allgemeines:
Nur wenige Belegstellen deuten daraufhin, daß die alten griechischen und römischen Ärzte die Bibernelle zu ihren Heilmitteln gezählt haben, dagegen ist sie in fast allen Kräuterbüchern des 16. Jahrhunderts vertreten. Unter den vielen Anwendungsarten ist besonders der Gebrauch als wirksames Pest- und später Choleramittel bemerkenswert. Hiervon zeugen verschiedene alte im Volke bekannte Sprüche, so z. B. "Eßt Granabier (Wacholderbeeren) und Bibernäl, So sterbst nid so schnäl" (Gaden in Niederösterreich). Heute wird das Kraut gern als Frühlingsgemüse gegessen. Die in Salz gedörrten Früchte galten früher auch als Heilmittel bei Viehseuchen.
Wirkung
Bereits bei Hippokrates (Fuchs, Hippokrates Sämtl. Werke, Bd. 1, S. 330.) erwähnt, genoß die Bibernell bei Bock (Bock, Kreutterbuch, 1565, S. 173.) großes Ansehen als steinlösendes und -treibendes Mittel. "... dem gantzen leib ein nützlich gewächs / in alle weg zu brauchen"; er schildert sie als schmerzstillend bei Darmkoliken, Magenerkältung, Uterusschmerzen, als diuretisch, emmenagog, wundheilend, krampflösend und hautreinigend.
Auch Matthiolus (Matthiolus, New-Kreuterbuch, 1626, S. 360.) schreibt begeistert: "Hie haben wir ein herrlich kraut zu vielerley Gebresten", von denen er - außer den bei Bock genannten - Phthisis, pestilenzische Fieber, Fall, Stoß, für lokale Anwendung Sehschwäche und Milchmangel angibt.
Hufeland (Hufeland, Enchir. med., S. 109, 141, 146; Journal, Bd. 82, II., S. 42.) nennt Tct. Pimpinellae ein Spezifikum bei Kitzelhusten und Angina.
Schulz (Schulz, Wirkg. u. Anwendg. d. dtsch. Arzneipfl., S. 233.) erwähnt Bibernell als altes Volksmittel gegen beginnende Angina und Heiserkeit, wobei es auch von Sängern stets hoch geschätzt wird (Kobert, Lehrb. d. Pharmakother., S. 615.).
Nach Bohn (Bohn, Die Heilwerte heim. Pfl., S. 36.) regt die Wurzel die Schleimhäute, Hautdrüsen und Nieren zu vermehrter Tätigkeit an und wird deshalb als Linderungsmittel bei katarrhalischem Asthma gegeben.
Sehr warm setzt sich Kneipp (Kneipp, Das große Kneippbuch, S. 907, München 1935.) für die Bibernelle ein, die er zur Reinigung von Lunge, Nieren und Blase empfiehlt und besonders für Gichtkranke geeignet hält. Auch gegen Nieren- und Blasensteine soll der Tee wirksam sein. Man soll nach ihm dem Teeaufguß Honig zugeben.
Von der Homöopathie wird das Mittel u. a. bei Frostschauern, Kopfschmerzen, Epistaxis, Nackensteifigkeit und Ohrgeräuschen gegeben (Heinigke, Handb. der hom. Arzneiwirkungsl., S. 511.).
Als Inhaltsstoffe der Bibernellwurzel werden u. a. angegeben (Kroeber, Das neuzeitl. Kräuterbuch, 1934, S. 71.): ätherisches Öl, Gummi, Harz, Gerbstoff, 1,107%Reinsaponine, ferner der Bitterstoff Pimpinellin (zu den Cumarinen gehörig).
Verwendung in der Volksmedizin außerhalb des Deutschen Reiches (nach persönlichen Mitteilungen):
Dänemark: Gegen Erkältungen.
Litauen: Das Infus als Expektorans und bei Verdauungsstörungen.
Norwegen: Bei Blutharnen, Husten und Asthma (I. R.-K.).
Polen: Als Hustenmittel, besonders bei Heiserkeit.
Steiermark: Zum Gurgeln bei Halsschmerzen.
Ungarn: Bei Halsschmerzen und als Galaktagogum.
Anwendung in der Praxis auf Grund der Literatur und einer Rundfrage:
Pimpinella alba wird in der Hauptsache als sekretionsanregendes Mittel bei katarrhalischen Reizungen der Schleimhäute, insbesondere der Respirationsorgane, verordnet. Als solches bewährte es sich bei: Husten und Heiserkeit (hier empfiehlt Klein Pimpinella in Verbindung mit Glyzerin und Eiweiß), Bronchitis, Laryngitis, Angina, chronischem Lungenkatarrh, chronischer Pharyngitis (nach Reuter, Greiz, 5 Tropfen der Tinktur auf Zucker), Asthma und Scharlach. Bei Diphtherie kann das Wurzelpulver zum Gurgelwasser oder auch zum Einblasen - um den Belag zu lösen - verwendet werden.
Als nützlich hat sich auch die Verordnung als Schleimabsonderungsmittel bei Nierenunterfunktion, bei Nephro- und Cystolithiasis, sowie bei Störungen des Verdauungsapparates, bei Verdauungsbeschwerden, Blähungskolik, Gastritis, Magensenkung und -erschlaffung, Darmverschleimung und bei Leber- und Milzschwellungen gezeigt. Zur Blutreinigung und Anregung des Gesamtkreislaufes wird die Bibernell weiter bei Blutvergiftungen, Ekzemen, Ulzera, Blutstockungen, Plethora und damit verbundenen Herzbeschwerden, Arterienverkalkung und Adipositas genannt. Als letzte Indikationen mögen noch nervöses Herzklopfen und nach Gablick Zungenlähmung erwähnt werden.
Schematische Darstellung der Häufigkeit der Anwendung von:
** missing image **Pimpinella wird häufig im Teegemisch mit den zu der jeweiligen Indikation passenden Kräutern verordnet.
Angewandter Pflanzenteil:
In den alten Kräuterbüchern ist von der Verwendung der Wurzel, des Krautes und der Samen die Rede.
Die späteren Autoren lassen nur die Wurzel benutzen (Hufeland, Bohn, Geßner, Schulz, Heinigke, Hager u. a.).
Auch das HAB. läßt zur Bereitung der Essenz die frische Wurzel verwenden, und zwar von beiden Arten, Pimpinella major und Pimpinella saxifraga (§ 3).
Aus den frischen Wurzeln dieser beiden Arten wird ebenfalls das "Teep" bereitet.
Radix Pimpinellae ist offizinell in Deutschland, Schweiz, Dänemark, Norwegen und Schweden.
Dosierung:
- Übliche Dosis:
Maximaldosis:
Verträglichkeitsprüfung am Gesunden:
Sechs Personen nahmen auf meine Veranlassung "Teep" Pimpinellae D 2-0 (je 3 Tabletten), "Teep" D 2 machte keine Erscheinungen, "Teep" D 1 rief in einem Falle Kratzen im Halse hervor, "Teep" 0 ebenfalls bei einem Prüfling Kratzen im Hals und bei einem anderen Kopfschmerzen gleich nach dem Einnehmen.
Rezepte:
Als sekretionsanregendes Mittel bei katarrhalischen Reizungen der Schleimhäute, des Halses und der Bronchien:
- Rp.:
1 Teelöffel voll wiegt etwa 4.6 g.).
Bei Verschleimung der Atmungsorgane sowie des Magens und Darms (nach Fischer):
- Rp.:
Bei Asthma bronchiale (nach Meyer):
- Rp.:
Bei Nasen - Rachenkatarrh als Gurgelwasser (nach Meyer):
- Rp.:
Bei chronischem Husten, Heiserkeit und asthmatischen Beschwerden (nach Hecker, mod. v. Verf.):
- Rp.:
Bei Nieren- und Drüsenschwäche (nach Bischoff):
- Rp.:
Bei Heiserkeit und Bronchialasthma (nach Ripperger):
- Rp.:
Lehrbuch der Biologischen Heilmittel, 1938, was written by Dr. Med. Gerhard Madaus.